Die Norm ISO 9001:2015 wurde mit der Intention überarbeitet,
einen höheren Praxisbezug herzustellen. Diese Zielsetzung hat umfangreiche
Anpassungen mit sich gebracht, mit denen sich Unternehmen nun auseinandersetzen
müssen. Die nachhaltigsten Veränderungen liegen in der tieferen Einbindung der
Geschäftsführung in das QM, der Stärkung des Wissensmanagements, der Einführung
eines Risikomanagements und der verpflichtenden Integration des QM in die
unternehmerische Strategie. Für die Einführung der neuen Norm wurde eine
Übergangszeit von drei Jahren festgesetzt. Es wird im QM-System jetzt also höchste
Zeit für:
Die Einbindung in die strategische Ausrichtung
Die ISO 9001:2015 verlangt künftig die Integration des
QM-Systems in die strategische Ausrichtung des Unternehmens. Ziele und Politik
des QM müssen also notwendigerweise mit der Unternehmensstrategie unter einen
Hut gebracht werden. Das wird natürlich nur mit einer eingehenden strategischen
Analyse funktionieren. Sowohl interne als auch externe Einflussfaktoren müssen
dabei identifiziert und erfasst werden. Das gilt für gesetzliche und
technische, oder beispielsweise auch für wettbewerbliche und soziale Belange.
Die Anpassung der Zielgruppen
Gemäß der neuen Norm müssen sich Unternehmen künftig die
Frage stellen: Welche interessiertenParteien sind für das QM-System von
Relevanz und welche Anforderungen haben diese? Die Frage muss für Kunden,
Mitarbeiter und Lieferanten genauso beantwortet werden wie für eventuelle
Kooperationspartner und Kostenträger. Die ISO 9001:2015 fordert an dieser
Stelle eine Verstärkung der Kundenorientierung durch die Erweiterung der
Zielgruppen im QM. Dazu soll auch die Feststellung der Auswirkung relevanter
Parteien auf Produkte und Dienstleistungen sowie deren Konformität beitragen.
Alle Interessengruppen müssen im QM-System künftig stärker berücksichtigt
werden.
Eine stärkere Gewichtung der Prozessorientierung
Mit einem systematischen Prozessmanagement soll nach der
neuen Norm die Fehlervermeidung im Unternehmen optimiert werden. Dadurch werden
wiederum kontinuierliche Verbesserungen einfacher zu verwirklichen sein. Zu den
Maßnahmen gehören unter anderem die Identifizierung von Risiken und Chancen,
welche sich auf die Erreichung der Ziele auswirken könnten, sowie die
Darstellung von Leistungsindikatoren und erwarteten Ergebnissen. Prozesse, die
einen Bezug zur Realisierung von Produkten oder Auswirkungen auf die
Kundenzufriedenheit haben, sollen mit der neuen Norm in Zukunft eine noch stärkere
Gewichtung erfahren.
Eine höhere Verantwortlichkeit der Geschäftsführung
Mit der Einführung der ISO 9001:2015 wird die Führungsebene
stärker für die Umsetzung der Ziele des QM in die Pflicht genommen. Im Gegenzug
verzichtet die überarbeitete Norm auf einen Qualitäts-Management-Beauftragten,
dafür soll die Geschäftsführung mehr Verantwortung für das QMS und dessen
Effizienz übernehmen. In das QM eingebundene Mitarbeiter müssen entsprechend
angeleitet und eingesetzt werden, um das System wirksam unterstützen zu können.
In der Praxis bringt das mehr Flexibilität bei der Verteilung von QM-Aufgaben
ein.
Die Einführung eines Risikomanagements
Eine Neuerung innerhalb der Norm ist die Forderung nach
einem systematischen Risikomanagement. Die ISO 9001:2015 verlangt erstmals die
Identifikation, Analyse und Bewertung von Chancen und Risiken im QM. Das
Resultat soll die Ausweisung von Gegenmaßnahmen sein, die in der Folge auch geplant
und umgesetzt werden müssen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen muss kontrolliert
werden. Die Realisation eines Risikomanagements legt die Norm in die Hände der
Unternehmer, für die Umsetzung werden keine konkreten Vorgaben gemacht.
Einen systematischen Umgang mit Wissen
Auch für die Einführung eines systematischen Wissensmanagements
werden von der ISO 9001:2015 keine Vorgaben zur praktischen Umsetzung gemacht. Das
Ziel eines systematischen Umgangs mit Wissen soll sein, dass alle Mitarbeiter
Zugang zu sämtlichen Fakten bekommen, welche für die Durchführung von Prozessen
von Bedeutung sind. Dafür soll dieses Wissen gesammelt und permanent verfügbar
gemacht werden. Jedes Unternehmen muss dafür eine individuelle Lösung finden,
die zu den praktischen Gegebenheiten innerhalb der Organisation passt.
Weiterbildungsmaßnahmen und die Weitergabe von Wissen älterer Mitarbeiter an
die jüngere Generation im Unternehmen könnten beispielsweise Aspekte eines
systematischen Wissensmanagements sein.
Die Verabschiedung des papiernen QM-Handbuchs
Bei der Dokumentation gewährt die ISO 9001:2015 den
Unternehmen einen größeren Spielraum. Auf ein QM-Handbuch darf in Zukunft
verzichtet werden, um die Dokumentation auf den neuesten technischen Stand
bringen zu können. Hier wird eine papierlose QM-Dokumentation angestrebt und
den Anforderungen der Digitalisierung Rechnung getragen. In der EDV
abgespeicherte, sogenannte ‚dokumentierte Information‘ ersetzt dann die
früheren ‚Dokumente und Aufzeichnungen‘.
Fazit
Der Geschäftsführung bringt die ISO 9001:2015 einerseits
mehr Flexibilität, andererseits aber auch mehr Verantwortlichkeit ein. Wer die
Neuerungen dazu nutzt, bisherige Strukturen zu hinterfragen und dadurch
Weiterentwicklungen auf den Weg zu bringen, gewinnt auf lange Sicht an
Praxisnähe im QM-System. Die bessere Einbindung in die strategische
Organisation in Kombination mit der stärkeren Berücksichtigung von Chancen und
Risiken rückt das QM noch konzentrierter in den Fokus der Unternehmensrealität.
Der dadurch entstehende höhere Praxisbezug soll die Kundenzufriedenheit
stärken, unter anderem indem das vorhandene Wissen als Kapital gesehen und
effizienter gemanagt wird. Wenn Unternehmen alle diese Möglichkeiten nutzen,
welche sich durch die überarbeitete Norm ergeben, gewinnen sie die Chance, mit
den Anpassungen eine optimierte Marktpositionierung und eine verbesserte
Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen.
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