Dienstag, 9. Dezember 2014

Seminare mit Pferd: Zwischen fundiertem Coaching und fahrlässig gehandhabter Modewelle





Horse Assisted Coaching scheint sich zum Must-Have 2014 der Schulungsmaßnahmen zu entwickeln und was vor wenigen Jahren in Klettergärten und im Wald geschult wurde, machen wir nun mal mit Pferden!

Horse Assisted Coaching ist eine tolle Methode mit der gerade Führungsqualitäten effektiv und anschaulich geschult werden können – zweifelhaft jedoch, die Entwicklung, dass es als „neues Tool“ und „Add-on“ auf dem Schulungsmarkt für jeden Trainer zugänglich gemacht wird, damit man sich als Trendsetter in der Flut der Unternehmenscoaches behaupten kann.
Scheinbar völlig ungeachtet dessen, dass wir hier von 600 kg Tieren sprechen, die uns zwar in der Regeln nicht absichtlich oder bösartig verletzten möchten, dennoch gerade in unerfahrenen Händen unberechenbar und mitunter lebensgefährlich für Teilnehmer reagieren können, wird im „Train the Trainer“ Verfahren, jeder zum Horse Assisted Coach ausgebildet, der schon mal – nachweislich oder nicht - in der Nähe eines Pferdes stand.

Ich möchte nicht mal abstreiten, dass Sie es als „geschulter“ Trainer für Seminare mit Pferden zu deuten wissen, dass Steigen, Beißen und Schlagen als eher negative und ungewollte Reaktion des „Versuchsobjekts“ Pferd ist. Und dann? Ja, was machen Sie als Trainer und damit Verantwortlicher, wenn das Tier instinktiv oder aus einer Laune heraus „ungemütlich“ wird?

Wie gehen Sie mit dieser Situation um? Wie schützen Sie Ihre Teilnehmer? Fühlen Sie Sich nach Ihrem 2-4 Tageskurs diesen Situationen gewachsen?

Ich, selbst seit vielen Jahren Reiterin, ausgebildete Reitlehrerin in Western, klassischer Reitweise und therapeutischen Reiten, finde diesen „Trend“ mehr als erschreckend.
 
Hier wird das Pferd ganz klar von der falschen Seite aufgesattelt:
Schlimm genug, dass der Begriff „Coach“ an sich dank einer Überflutung selbstherrlicher Besserwisser fast schon zum Schimpfwort degradiert wurde, „Horse Assisted“ setzt nun mal voraus, dass der Trainer deuten kann, wie und warum ein Pferd reagiert und auch von ihm sollte vorausgesetzt werden, dass er oder sie entsprechend einschreiten kann, damit keiner zu Schaden kommt.

Horse Assisted Coaching kämpft durch die vielfältigen Auslegungen und die verschiedenen Anwendungsweisen von fundiertem Führungskräftetraining bis hin zu laienpsychologischen Ansätzen zur Selbstfindung und Paartherapie leider schon, um das ihm eigentlich zurecht zustehende Ansehen.

Der „Gag“ zukünftig ein Pferdchen in die „Manage“ zu stellen, um sich als Trainer besser vermarkten zu können, führt allenfalls dazu, dass dem Ruf des bereits unnötig in die Klangschallenwelt einsortierten Horse Assisted Coachings der Todesstoß geben wird – hoffentlich wenigstens bevor die ersten Teilnehmer diesen hinnehmen müssen.

Mir bleibt zu dieser irrsinnigen Entwicklung nur zu sagen: Schuster bleib bei deinen Leisten – ein Schnellkurs im Horse Assisted Coaching macht Sie weder zum Coach noch zum Pferdeversteher und schon gar nicht können Sie Teilnehmern anhand von Pferden etwas vermitteln, solange Sie selbst nichts oder nur wenig davon verstehen.

Und wenn schon machen Sie´s richtig und setzen Sie auf Lion Assisted Coaching – noch innovativer, noch spektakulärer, noch spannender und sicher können Sie Sich auch dafür bald im 3 Tageskurs „zertifizieren“ lassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Empfohlener Beitrag

„Völlig Wahnsinnig“: Kundenservice umgekehrt

Verfolgt man die Presselandschaft seit dem Beginn der neuen Zeitrechnung namens „Diesel-Skandal“, dann kommt man unweigerlich zu zwei k...