Montag, 22. Januar 2018

Changemanagement auf dem heißen (Büro-)Stuhl (oder: im Kreuzfeuer der Kritik)



Mut zur Veränderung, zur etwaigen Umstrukturierung und zum bewussten Blick über den berühmten Tellerrand. Schöne Worte, welche in der Realität eine eher seichte Farbe annehmen. Moderne Unternehmen brüsten sich mit dem durchaus hippen Begriff „Changemanagement“, vergessen dabei aber völlig, dass zur Umsetzung eines wahrhaft gelungenen, treffsicheren Wandlungsprozesses vor allem eins gehört: „Inklusion“. Allen wechselnden Anforderungen zu Trotz, verschanzen sich Führungskräfte auf den leicht egoistischen Standpunkt: „Was wir ändern, ändern wir so, wie wir es aus professioneller Sicht für richtig und erfolgsversprechend halten. Unsere Mitarbeiter brauchen doch nur mit dem Strom zu schwimmen. Eigene Meinungen dürfen gerne geäußert werden, aber die generelle Umsetzung liegt in unserer Hand!“


Das kleine Rädchen hat es schwer — Miteinbeziehung aller Mitarbeiter nimmt bizarre Züge an

Der Umgang mit dem firmeninternen Wandlungsprozess ist vielerorts zu oberflächlich.

Vorschlagswesen, Workshops und Schulungen, welche die motivierten Mitarbeiter auf vorgesehene Änderungen vorbereiten wollen, sind entweder bloß minimal vorhanden oder fehlen im schlimmsten Fall gänzlich. Dabei ist es von enormer Dringlichkeit, die interne Zusammenarbeit gerade hinsichtlich dem von oben herab verordneten Changemanagement zu fördern, gar zu forcieren. Kleine Hände dürfen wissen, was große Hände demnächst neu platzieren. Mehr Transparenz und noch mehr gemeinsame Zielsetzungen stärken das Vertrauen, die allgemeine Arbeitsmoral und fördern schließlich den Sprung zum nächsten Etappenziel. Die „Hühott“-Version hat längst ausgedient. Was heute mehr denn je zählt, ist

eine in sich geschlossene, starke Einheit, welche aufgrund eines überragenden, nachhaltigen Informationsaustausches jedem Wandlungsprozess gelassen entgegen sehen kann und darf.


Changemanagement — Misserfolg und falsch verstandener Stolz wachsen auf einem Holz

Um die Mittagszeit herum tummeln sich die Mitarbeiter in der Firmenkantine. Angeregt unterhält man sich über die neuesten Beschlüsse der obersten Etage und stellt entsetzt fest, dass eigene Vorschläge mal wieder kaum Gehör fanden. Kaum ist gut. Eigentlich gar nicht.

Das ist bitter, denn der ein oder andere Einwand hätte vielleicht zu besseren Ergebnissen geführt. Grenzenlose Enttäuschung macht sich breit, welche sich alsbald in dumpfe Wut verwandelt. Aber wohin mit der Wut? Aufbegehren macht nur dann wirklich Sinn, wenn es dabei auch etwas zu gewinnen gibt. Zu verlieren gibt es hingegen viel. Den Job, das gute Ansehen beim Chef und die Chance auf eine etwaige Gehaltserhöhung. What a blame! Eine eigene Meinung zu haben, gleicht schon fast einer Straftat und darauf steht: Stillschweigen und Unterwürfigkeit auf höchstem Niveau. Dabei könnte man gemeinsam so viel erreichen — wenn die werte Vorstandsetage es nur endlich mal zuließe.


Was gutes Changemanagement tatsächlich bedeutet

Darf es denn wirklich die Möglichkeit sein? Etwa 70 Prozent aller Change-Prozesse sind von vorne herein zum Scheitern verurteilt? Das sind ein derber Tiefschlag und eine echte Schande für jedes wachsende Unternehmen, das etwas auf sich hält! Gründe für dieses real existierende Scheitern sind zumeist: Widerstand bei den Mitarbeitern, sowie Rückfall in alte Muster! Kommunikation vor, während und nach dem Wandlungsprozess sind extrem wichtige Grundvoraussetzungen für das vorzügliche Gelingen eines Wandlungs-Projekts.

„Das haben wir einfach mal so beschlossen“. Ein absolutes „No-Go“ . Wo bleibt hier das Mitbestimmungsrecht? Das ist dann in etwa so: die Chefetage gibt den Takt vor und die Mitarbeiter tanzen verwirrt aus der Reihe. Ziel leider knapp verfehlt, aber immerhin wurde dafür der „Ego-Trip“ bis zur unüberschaubaren Niederlage gebauchpinselt. Und die besorgte „Dienerschaft“ kuscht aus Angst, den Arbeitsplatz verlieren. Dies muss sich ändern!


Exzellentes Changemanagement beherzigt folgende Punkte:

Ein Wandlungsprozess setzt voraus, dass ALLE (von ganz oben bis ganz unten) an einem gemeinsamen Strang ziehen. Frühzeitige Informationsausgabe, Miteinbindung der Mitarbeiter in wichtige Entscheidungen, nachvollziehbare, detaillierte Erklärungen, möglichst zeitnahe Nennung der Gründe für beschlossene Maßnahmen durch das Management und regelmäßige Dialoge mit den Mitarbeitern sind die Grundpfeiler für gekonnt angewandtes, sozialverträgliches Changemanagement. Ein Changemanagement, welches dank intensiver Zusammenarbeit zwischen Führungskräften und Mitarbeitern perfekt gesteuert und exzellent ausgeführt werden kann.


Das Unternehmen ist seine Mitarbeiter und umgekehrt. Da beißt wahrlich keine Maus den Faden ab. Gemeinsam stark sein und Wandlungsprozesse meistern. Dies ist das Vorbild wandlungsfähiger Unternehmen. Sind Sie bereit für’s gemeinsame „Brainstorming“? Dann setzen Sie die richtigen Zeichen. Viel Erfolg. Der Weg ist das Ziel!


Freitag, 19. Januar 2018

Der Spielplatz ungeahnter Eitelkeiten – Wenn Qualität flöten geht

… und alle nur betroffen, mit charmant aufgesetzten Unschuldsminen völlig überfordert, nach links, rechts, nach oben oder gleich nach tief unten schauen, um letztlich den längst überfälligen Schwarzen Peter unter Frau Immertreus lädiertes Sprungbein zu schieben. Ja dann, liebe Leute ist es mal wieder Zeit für einen ernüchternden Qualitätscheck der innerbetrieblichen Hauptzielsetzung.
Fast schon beängstigend stellen wir fest, dass wichtige Prozesse wohl mit Aufmerksamkeit bedacht, auch im Ansatz gut durchdacht werden, aber durch immer wiederkehrende, hochstilisierte Störquellen sichtlich aus der Ordnung geraten. Ein Sog aus Missgunst, falsch verstandenem Stolz und provozierten Sinnestäuschungen zieht ganze Rattenschwänze an Hemmungslosigkeit und Unverstand nach sich — schafft interessante Nebenschauplätze, welche aber wirklich rein gar nichts mehr mit der eigentlichen Firmenphilosophie zu tun haben und den kollektiven Bogen weit überspannen.

Einbahnstraße Bürokrieg? Zwiespalt führt zur traumatischen Verschlechterung der Prozessqualität und der damit verbundenen innerorganisatorischen Leistungen

Erhöhung der Effektivität, sowie der Effizienz einer Arbeit oder von Geschäftsprozessen. Schlüsselworte  und Funktion des QMs. Das klingt zunächst einmal nachvollziehbar gut.
Doch, was, wenn in der Chefetage „Zickenkrieg“, in der Zwischenablage „Tauziehen“ und in dem unteren Mittel „Zwergenaufstand“ herrschen? Verpulverte Energie und verschwendete Spucke sind es, welche zu Turbulenzen führen, die dem gesamten Unternehmen und schlussendlich auch dem Kunden schaden können. Ist es denn nicht egal, ob Herr K. jetzt ein Büro neben dem Chef bekommt und Frau O. bei einer Sitzung mal mehr zu Wort kommt als Frau F.? Müssen tatsächlich Gelder bzw. Ressourcen verschwendet werden, um das Mütchen von Chefetage, Querulanten und Co. zu kühlen? Wäre es nicht taktisch und auch menschlich gesehen wesentlich angenehmer, zudem klüger sich gemeinsam auf gewinnschöpfende Tätigkeiten zu konzentrieren, anstatt permanent mit infantilem Gehabe an der Glaubwürdigkeitsschraube des Unternehmens zu drehen?

Der Arbeitsplatz ist kein Wohlfühltempel, sondern ein Ort, wo wichtige Entscheidungen von professionellen Machern gemeinsam mit einem (wünschenswerterweise) adultem Mitarbeiterkreis getroffen und Ziele ohne „Quexit“ („Quengler setzen sich immer durch“) einheitlich stark erreicht werden dürfen.
Allen denen dies noch nicht so ganz klar ist, hilft eventuell diese Fragestellung auf die Sprünge: „Was ist der Unterschied zwischen Torpfosten und Torlatte?“ Oder noch besser: „Was war zuerst, die Henne oder das Ei?“. Solche Kopfnüsse machen bewusst, wie unsinnig und verschwenderisch es doch ist, gegen imaginäre Windmühlen antreten zu wollen.

Gute Kommunikation, Achtsamkeit und ein gut sortiertes Gemeinschaftsgefühl sind es, welche Zufriedenheit nach innen und außen schaffen und die Qualtität auf allen erdenklichen Ebenen sichern. Packen Sie es an und leben Sie das „Wir“ noch heute vor. Sie werden sehen, das Unternehmen zieht erleichtert mit — ganz ohne Groll im Schritt ;-)


Donnerstag, 18. Januar 2018

Der Kunde ist König – kein Märchen, sondern das Tischleindeckdich für den Unternehmenserfolg

Dass es sich bei dem Leitsatz „Der Kunde ist König!“ um kein Märchen handelt, lässt ich bereits daran erkennen, dass die Geschichte vom zufriedenen Kunden nicht mit „Es war einmal beginnt…“. Und wer meint, seinen Kunden bei aufkommenden Reklamationen, den Rücken zukehren zu müssen anstatt den Ritter in der Not zu spielen, der braucht nicht auf den Prinzen zu hoffen, der am Ende das Unternehmen mit einem Kuss vor dem Untergang bewahrt.

Auch wenn sich der Satz „Der Kunde ist König!“ irgendwie in unseren Köpfen verankert hat, so müssen wir doch oftmals erkennen, dass wir gern überall König wären, aber immer wieder wie der verwunschene Froschkönig Respekt- und Verständnislosigkeit für unsere Situation oder unser Anliegen ernten.
Customer Excellence ist in vielen Unternehmen zwar ein Vorsatz, aber leider wird dieser nicht immer mit Leben ausgefüllt. Unverständlich! Der Kunde, ist doch der, der das Fortbestehen des Unternehmens sichert. Der Kunde ist der, der sich für ein Produkt bzw. eine Dienstleistung entschieden hat. Und natürlich können hierbei Komplikationen nicht ausgeschlossen werden, die einen Kunden veranlassen sich hilfesuchend an das Unternehmen zu wenden. Je nachdem wie verfahren die Angelegenheit ist, reicht das Auftreten des unzufriedenen Kunden von höflich fragend bis aufgebracht fordernd. Auch wenn der Ton die Musik macht, sollte der Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung unabhängig vom ankommenden Ton, die Musik etwas sanfter erklingen lassen.

Ein Kunde, der sich gut aufgehoben und verstanden fühlt, wird auch wieder auf Zimmerlautstärke herunterfahren und sein Problem sachlich schildern können. Mit Sicherheit kann eine für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden werden. Regiert man allerdings mit Unverständnis, oder legt gar den Hörer einfach auf, weil man sich persönlich angegriffen fühlt, verhärten dies die Fronten nur – eine Lösung fast aussichtslos – Kundenzufriedenheit ade!

„Na, wenn schon.“, mag da der ein oder andere Unternehmen selbstbewusst reagieren. Ja, denn schon, bald wird er sehen, wo das enden kann. Unzufriedene Kunden entwickeln einen rasante Geschwindigkeit, was das Informieren der Verwandten, Freunde und Bekannten betrifft und werden keine Gelegenheit auslassen, sich über das unverschämte Verhalten der Firma XY auszulassen. Reine Mundpropaganda war gestern, in Zeiten von Facebook, Internetforen und Co. wird sich das Unternehmen schnell mit Negativschlagzeiten im Rahmen einer Suchmaschineneingabe wiederfinden. Jetzt wäre der rettende Prinz ganz gut! Schade der kommt nicht – leider kein Märchen!

Selbst wenn man von den verbreitenden negativen Einflüssen dieses Kunden absieht, so sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass das Halten eines Bestandskunden ein Einfaches ist im Vergleich zur Gewinnung eines Neukunden. Wieviel Zeit und Geld muss in die Kundenneugewinnung investiert werden, bist diese fruchtet! Und dann lässt man einen bereits eroberten Kunden einfach zur Konkurrenz ziehen, weil man vielleicht ein wenig Kulanz walten und ein paar Euros fließen lassen müsste? Es geht bei Customer Excellence doch nicht darum, für den Kunden Aladdins Flaschengeist zu sein, aber einen respektvollen Umgang und ein Entgegenkommen, welches die Balance zwischen dem Kunden und der Marke sowie das Vertrauen in das Unternehmen wieder herstellt, sollte ein erfüllbarer Wunsch sein.

Oftmals wird das Gegenargument angeführt, dass besonders aggressive oder hartnäckige Kunden, mehr bekommen als nette Kunden. Nur warum wird ein Kunde denn aggressiv oder bleibt hartnäckig bei seinem Standpunkt? Wahrscheinlich weil ihm im Gegensatz zu dem „netten Kunden“ mit dem Produkt oder der Dienstleistung irgendetwas widerfahren ist, was ihn so aufgewühlt hat. Das heißt dann doch aber nicht, dass dieser gelackmeierte Kunde nun mehr bekommt, als der „nette Kunde“, der auch hätte betroffen sein können. Zudem sollte es in jedem Unternehmen im Rahmen der Customer Excellence Richtlinien für die Mitarbeiter der Kundenbetreuung geben, in welchen festgeschrieben ist, welche Wert- bzw. Preisgrenze  Aladdins Flaschengeist erreichen darf.

Es gibt zahlreiche Meinungen, wie die vom CEO Hal Rosenbluth vom Reisebüro Rosenbluth International, dass Mitarbeiter immer die erste Stelle im Unternehmen einnehmen sollten und das würde sich positiv auf den Kundenservice auswirken. Dem spricht soweit nichts entgegen. Nur betont Rosenbluth auch, dass sich ein Unternehmen nicht immer auf die Seite des Kunden stellen sollte, sondern auf die Mitarbeiterseite. Fraglich ist hierbei der generelle Konkurrenzgedanke zwischen den Mitarbeitern einer Firma und den Kunden. Ein Mitarbeiter, der im Rahmen der Vorgaben des Unternehmens handelt, stellt doch keine Konkurrenz zum Kunden gegenüber dem Unternehmen dar. Der Mitarbeiter ist doch Teil des Unternehmens und als Teil des Unternehmens sollte dem Mitarbeiter die Zufriedenheit eines Kunden doch ebenso am Herzen liegen wie dem Unternehmen als Einheit. Beispielsweise hat ein Mitarbeiter der Abteilung Kundenservice, Customer Service oder Beschwerdemanagement – ganz gleich wie sich die Abteilung in dem jeweiligen Unternehmen schimpft – doch die Aufgabe sich mit eingehenden Kundenreklamationen auseinanderzusetzen und den Kunden bei diesen Angelegenheiten behilflich zu sein. Ein solcher Mitarbeiter ist der erste Ansprechpartner für einen Kunden und für solche Situationen geschult – es ist sein Job, dem Kunden ein guter Ansprechpartner zu sein und dem Kunden auch im Sinne des Fortbestehens des Unternehmens und ebenso zur zukünftigen Sicherung seines Arbeitsplatzes zu helfen. Der Gedanke der Kundenzufriedenheit sollte in den Köpfen aller Mitarbeiter eines Unternehmens fest verankert sein und zwar nicht nur dann, wenn Sie selbst als Kunde irgendwo – und das passiert uns mit Sicherheit allen – nicht Frau Holles Goldmarie sind, sondern mit einem Produkt einfach mal Pech hatten.

Jeder der noch das Märchen träumt, dass am Ende alles gut wird, unabhängig davon, wie man sich für seine Kunden einsetzt, sollte dringend aufwachen. Der Kunde ist der König und es wird kein Prinz kommen, der alles wieder richtet! Als Schlusssatz passt aber vielleicht ganz gut: Und wenn Sie trotz mangelnder Customer Excellence immer noch ein paar Kunden haben, dann werden Sie diese bestimmt auch bald vergraulen!





Donnerstag, 11. Januar 2018

Handwerk: Wer das niedrigste Angebot erstellt, bezahlt den höchsten Preis





Das Handwerk rast auf den finanziellen Abgrund zu. Bewaffnet mit Hammer, Pinsel, Maßband und Bohrmaschine überrennt es die Kunden. Die ihrerseits setzen auf billige Lösungen. Und wenn es noch ein bisschen billiger ist, umso besser.

Was ist da los?


Unser Malermeister ist schon lange im Geschäft. Er dient als Beispiel und wir nennen ihn „Meister Weiß“. Als er den Anruf aus dem Vorzimmer eines Professors für Wirtschaftslehre bekommt, freut er sich zunächst. Ein Ökonom wird sicher einen fairen Preis zahlen. Denkt sich Meister Weiß. Doch es kommt anders. Als er vor Ort mit der Assistentin des Professors spricht, wird schnell klar, wohin die Reise gehen wird. In die Abgründe der Dumpingpreise.


„Sie müssen das verstehen“, eröffnet die Assistentin, „der Professor hat schon zwei Angebote vorliegen und möchte dem günstigsten den Auftrag erteilen. Meinen Sie, dass Sie da mithalten können?“


Meister Weiß reibt sich mit Zeigefinger und Daumen über das Kinn. Dann sagt er: „Ich würde sagen, es kommt drauf an. Wo liegen denn die anderen Angebote preislich?“

„Da muss ich eben nachsehen“, sagte die Assistentin. Und verschwindet.

Derweil macht sich Meister Weiß ein erstes Bild. Er stellt fest, dass es eine Menge Räume sind, die er neu streichen soll. Zudem stehen viele Möbel im Büro herum, und auch Teppichboden ist zuhauf vorhanden. Der muss abgedeckt werden, ebenso wie die Möbel, die zum Teil auch bewegt werden müssen. Er rechnet die Sache grob durch und kommt auf einen Gesamtpreis von rund 5.000,- Euro.


Kurze Zeit kommt die Assistentin zurück und eröffnet ihm: „Also, das günstigste Angebot liegt bei 1.200,- Euro. Können sie drunter gehen?“

Meister Weiß schluckt, stockt, schluckt erneut und antwortet: „Ganz sicher nicht. Wenn ich zu diesem Preis arbeite, muss ich kommenden Donnerstag zum Amt. Um meine Gewerbe abzumelden. Denn mit solchen Konditionen werde ich pleitegehen. Ist Ihr Professor nicht Fachmann für Ökonomie?“

„Ja, das ist er. Aber er muss eben auch haushalten.“

„Das verstehe ich. Aber er kennt sich doch sicher mit der Entwicklung von Preisen aus, mit realistischer Kalkulation und der Wirkung von Inflation, oder?“

„Selbstverständlich!“

„Dann verstehe ich seine Haltung nicht.“


Eine weitere Antwort warte Meister Weiß nicht ab. Er packt seine Sachen zusammen und merkt abschließend an: „Dieses Treffen hat mich knapp zwei Stunden meiner Zeit gekostet. Vielleicht rechnet der Professor ja mal aus, wie viel Geld ich dadurch verloren habe. Einen schönen Tag!“


Was lernen wir daraus?

Zugegeben, in Sachen Diplomatie wird unser Malermeister wohl keine Karriere mehr machen. Dennoch ist sein Ärger verständlich. Und er ist die Folge einer mehr als fragwürdigen Wirtschaftsentwicklung. Man könnte von zwei großen Bereichen sprechen: dem Markt und dem Nichtmarkt.


Auf dem Markt herrscht Konkurrenz. Dort bestimmt der Preis, wer überlebt und wer nicht. Beim Handwerk ist das sehr offensichtlich. Aber auch in anderen Branchen, sei es die von Frisören, Webdesignern oder Bäckern, herrscht knallharter Konkurrenzkampf. Und der geht dann eben so weit, dass sich die Firmen gegenseitig so lange unterbieten, bis niemand mehr etwas davon hat. Gerade im Handwerk kommt sicherlich der Bereich der Schwarzarbeit hinzu. Besonders schwierig ist die Situation, wenn der Handwerksmeister in Vorleistung treten muss. Im Falle von Meister Weiß ist das die Beschaffung von Farben, Pinseln, Planen und so weiter. Man fragt sich also zu Recht, wie genau die Rechnung des oben genannten Professors ausgesehen hat. Ökonomisch vernünftig jedoch kann sie kaum gewesen sein.


Und dann gibt es noch den Nichtmarkt. Das ist zum Beispiel die Autoindustrie oder die Pharmalobby. Hier als Neuling einen Fuß in die Tür zu bekommen, ist faktisch nahezu ausgeschlossen, sei es wegen fehlender Liquidität oder aggressiver Patentvergabe. Doch im Falle unseres Malermeisters ist nicht der Nichtmarkt das Problem, sondern der Markt. Wie aber kann Meister Weiß dieser Herausforderung begegnen?


Mehr Digitalisierung, bitte!

Wir wissen natürlich nicht, wie genau Meister Weiß den Preis für „seinen“ Professor kalkuliert hat. Vermuten wir aber einmal, dass seine Rechnung seriös und realistisch war. Vermuten wir allerdings darüber hinaus, dass Meister Weiß seinen Betrieb nicht mal ansatzweise digitalisiert hat, müssen wir ihm dann doch einen Vorwurf machen. Denn der Preis eines Handwerkers beginnt bereits, bevor er auch nur einen Satz mit einem potentiellen Auftraggeber gewechselt hat.


Auftragsbücher, Termingestaltung, Statusmeldungen, Rechnungsstellungen, zeitliche Abläufe, Besonderheiten beim Kunden oder seiner Wohnung, seinem Haus, seiner Praxis oder seinem Büro. All das sind Dinge, die Meister Weiß haarklein in diverse Bücher schreibt. Er notiert sich jede Kleinigkeit, und das ist im Grunde auch der richtige Ansatz. Doch wir leben nicht mehr in einer analogen Welt, sondern sind digitalisiert bis „an die Zähne“. Für den Arbeitsalltag bedeutet das unzählige Erleichterungen, Zeitersparnis und effizienteres Arbeiten. Das wirkt sich letztlich auch auf den Preis aus, der etwas sinken kann, ohne allerdings eine gewisse Schmerzgrenze unterschreiten zu dürfen. Meister Weiß hat sich bei der Preisverhandlung also richtig verhalten. Allerdings … na ja, das Thema Diplomatie hatten wir ja schon.


„Facebook? Dat is‘ doch nix für mich!“

Ok, ok, das mag jetzt ein bisschen klischeehaft klingen: Der Handwerker, der weltfremd einen alles vernichtenden Satz „raushaut“ und damit das Thema soziale Medien ein für alle Mal beiseite wischt. Und ja, zugegeben, das klingt wirklich sehr verallgemeinernd. Doch bei aller gebotenen Defensive, wenn es um solche Klischees geht, soll das doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass da auch ein Fünkchen Wahrheit drinsteckt.


Denn Handwerksbetriebe vertreten leider immer noch recht häufig die Meinung, dass soziale Medien eher etwas für andere Branchen sind. Versicherungen vielleicht. Musik, Immobilien oder Politik. Aber der Handwerker? Was soll der denn auf Facebook & Co.?


Ja, was soll er da? Werbung machen, Reichweiten erzielen, Neukunden gewinnen, Empfehlungen erarbeiten. Wer auch immer irgendwann einmal die These in den Raum geworfen hat, soziale Medien seien nichts für Handwerker, ist jemand, der verdammt wenig von der Sache versteht.


Denn gerade und ganz besonders Handwerker können von sozialen Netzwerken profitieren. Das haben erfreulicherweise schon eine ganze Menge Betriebe mitbekommen. Aber noch längst nicht genug, viele dümpeln in ihren analogen Betrieben vor sich hin und sind eben genau dieser Meinung: „Dat is‘ doch nix für mich!“

Ist es aber doch, und wenn man sich Mühe gibt, besonders witzig oder originell zu sein, wenn man die Nutzer mit einbezieht und in Gespräche verwickelt, wenn man auf Fragen und Kommentare antwortet und die User ernstnimmt, dann klappt es auch mit den sozialen Medien.


Und noch ein Hinweis zum Schluss zu diesem Thema: Die Angst vor einem „Shitstorm“ mag den einen oder anderen Handwerker vielleicht beschäftigen. Aber die Wahrscheinlichkeit, einem solchen zu erliegen, ist sehr gering.


Wer Geizhälse akquiriert, bekommt auch Geizhälse

Der Nichtmarkt ist der Welt entrückt, er gestaltet seine Geschäftspolitik, wie er es gern hat. Da ernsthafte Konkurrenz kaum zu befürchten ist, läuft die Sache rund. Wir haben das ja bei den Absprachen der großen deutschen Autobauer gesehen. Skandalös an dieser Geschichte ist – nüchtern, zynisch betrachtet – eher, dass es rauskam. Preis- oder andere Absprachen gibt es auf dem Nichtmarkt nun einmal. Das ist schrecklich ungerecht, und es ist nicht zu verzeihen und muss hart bestraft werden. Aber da die Machtpositionen von Global Playern in der Regel stärker sind als die Einflussmöglichkeiten der Politik, läuft es meist auf das hinaus, was wir in den letzten Monaten erlebt haben: Das moralische Erheben des politischen Zeigefingers, ein paar Appelle, der Wunsch freiwilliger Selbstverpflichtungen und fertig. Das war‘s.


Der Markt dagegen, also auch der Handwerkermarkt, ist beweglich. Dort bestimmen tatsächlich noch Leistung, Zuverlässigkeit, ja, sogar Sympathie Angebot und Nachfrage. Doch an dieser Stelle muss sich unser Meister Weiß erneut eine kritische Frage gefallen lassen: Wieso ist er überhaupt zu dem Professor gefahren?


Wir müssen davon ausgehen, dass weder auf der Website des Malermeisters noch beim ersten Kontakt so etwas wie Preise besprochen wurden. Guten Glaubens daran, dass ein Professor für Wirtschaft schon gut zahlen wird, hat sich Meister Weiß auf den Weg gemacht. Um dann eine mächtige Enttäuschung zu erleben. Das ist – um es einmal vorsichtig auszudrücken – strategisch nicht unbedingt klug. Hätte der Professor von Anfang an gewusst, wie sich der Preis von Meister Weiß gestaltet, wäre das Treffen entweder gar nicht erst zustande gekommen oder die Preisverhandlungen wären anders gelaufen.


Nun könnte man einwenden: Wenn Meister Weiß nicht zum Professor gefahren wäre, hätten er den Auftrag definitiv nicht bekommen. Aber dieses Argument ist selbstverständlich extrem schwach auf der Brust. Denn ist der Auftrag so, wie es lief, zustande gekommen? Nein, ist er nicht, wie wir ja wissen. Aber Meister Weiß hat eine Menge Zeit investiert, und das für einen Auftrag, den er nicht bekommen konnte. Und auch gar nicht bekommen wollte. Gewonnen hat er also nichts, aber einiges verloren.


Offensiv und modern arbeiten

Das Überleben auf dem Markt ist schwer, für Handwerker sowieso. Doch gerade deshalb muss man sich gut aufstellen, muss sich organisieren, auf digitale Arbeitsweisen setzen und die Effizienz immer wieder steigern. Dann kann man auch günstigere Angebote machen, weil durch Digitalisierung und Automatisierung bestimmter Abläufe viel Zeit und somit Geld gespart werden kann. Vielleicht hätte Meister Weiß auch ein Angebot über 4.000,- Euro machen können, wenn er die gesamte Arbeit um den Kundenbesuch sinnvoller gestaltet hätte.


Fakt ist aber auch, dass der Dumpingpreis von 1.200,- Euro inakzeptabel ist. Die Einschätzung des Meisters war da schon richtig. Wenn er zu einem Preis arbeitet, der am Ende des Tages auf rote Zahlen hinausläuft, kann er in der Tat sein Gewerbe auch gleich abmelden. Die Art und Weise, wie er das zum Ausdruck gebracht hat, ist jedoch … ok, Diplomatie, hatten wir ja schon.


Einen Mangel hat Meister Weiß aber ganz offensichtlich nicht: Angst vor dem Preis. Damit ist er in einer komfortablen Situation, denn vielen seiner Kollegen geht es da anders. Wenn es ums Geld geht, werden sie zurückhaltend, defensiv, beinahe schon devot. Sie drücken sich um konkrete Zahlen herum, reden von „Bewegungsspielraum“ oder die Aussicht auf Folgeaufträge. Das mag alles schön und gut sein, und sich beweglich zu zeigen und langfristige Zusammenarbeit anzustreben, ist auch ein sinnvoller Ansatz. Aber eins nach dem anderen! Erst einmal müssen die Basics besprochen werden, erst einmal muss klar sein, was der Handwerker kostet. Dann, und wirklich erst dann, kann man über Vergünstigungen oder Rabatte sprechen.


Drei Tage später hat sich der Wirtschaftsprofessor übrigens noch mal bei Meister Weiß gemeldet. Das Gespräch dauerte fast 45 Minuten, und am Ende hatte der Professor Meister Weiß auf 4.500,- Euro heruntergehandelt. Damit konnten beide gut leben. Und Meister Weiß hat sich sogar für die misslungene Unterhaltung mit der Assistentin entschuldigt.

Diplomatie eben.



Dienstag, 9. Januar 2018

Digitalisierung: Lieblingsrezepte aus der Zukunft







Berlin, 21.4.2037


Mein lieber Freund in der Vergangenheit,

ich hoffe, es geht Dir gut. Nach Deinem letzten Brief kam ich ins Grübeln, insbesondere darüber, ob ich Dich nicht mit einem Zeitsprung aus Deiner unbequemen Zeit zu mir holen kann. Aber was Zeitreisen angeht, sind wir hier im Jahre 2037 ganz schön übers Ohr gehauen worden. Seit Jahren sagt man uns, bald sei es so weit. Aber es gibt immer wieder Probleme, wenn Dinge transportiert werden, vom Menschen ganz zu schweigen. Und dann ist da nach wie vor diese verdammte Unschärfetheorie. Heisenberg bringt uns also auch hier und heute immer noch zur Verzweiflung. Aber lassen wir das. Ich möchte Dir etwas anderes erzählen.

Es geht ums Kochen. Ja, mein Freund, ums Kochen. Dein letzter Brief trug im Kreise meiner Familie (ich hoffe, das ist ok für Dich, schließlich mögen sie Dich alle nach dem, was ich über Dich erzählt habe) zur allgemeinen Belustigung bei. Wie Du weißt, gibt es bei uns kein Fastfood mehr, aber nach Deinen Erzählungen können wir verstehen, dass Du Dich hin und wieder dazu hinreißen lässt. Der Aufwand, den Du fürs Kochen betreiben musst, ist ja wirklich unerhört hoch!

Wenn wir kochen, können wir nebenbei eine Menge anderer Dinge machen. Weil wir eine Küchenmaschine haben, die wirklich einen tollen Job macht. Das fängt schon an, bevor wir überhaupt ans Essen denken. Unsere Küchenmaschine (wir haben ihr den Namen „CooKing“ gegeben, es ist also genau genommen eine männliche Maschine) macht uns regelmäßig Vorschläge, was wir am besten essen sollten. CooKing achtet natürlich auch auf gesunde Ernährung, verdirbt mir aber nicht den Spaß am Essen, denn ich bekomme Vorschläge, die gesund sind und meiner Vorstellung einer Gaumenfreude entsprechen. Ganz anders meine Frau, die schwanger ist (ich erzählte Dir ja davon, und wir freuen uns, weil es bald so weit ist!). Sie bekommt ein völlig anderes Programm angeboten, immerhin muss sie nicht nur sich, sondern auch unseren Nachwuchs mitversorgen. Glaub mir, mein Freund, die Auswahl ist so groß und wir brauchen manchmal so lange, bis wir uns entschieden haben, dass wir gar nicht die Zeit hätten, so zu kochen, wie Du das machst, denn bis dahin wären wir längst verhungert (kleiner Scherz).

Die Zutaten für unser Essen werden via Drohne geliefert, das geht recht schnell, etwa eine bis zwei Stunden nach der Bestellung trifft die Drohne bei uns ein. CooKing ist natürlich auch mit dem Kühlschrank vernetzt und gibt es regelmäßig Bescheid, wenn wir etwas verbrauchen sollten, das bald abläuft. Aber meistens macht er uns sowieso gleich Rezeptvorschläge, in denen die Lebensmittel, die nicht mehr lange halten, mit dabei sind. Ich müsste mal fragen, wann wir zuletzt etwas Verdorbenes weggeworfen haben, aber es ist lange her, das ist sicher.

Wir kochen schon noch, mein lieber Freund! Aber eben sehr effizient, CooKing leitet uns Schritt für Schritt an und passt auf, dass alles auf den Punkt genau fertig ist (ich will aber ehrlich zu Dir sein: Eigentlich hätte ich gerne ein Roboter, der das Kochen komplett übernimmt, hat hier fast jeder. Aber meine Frau wehrt sich dagegen noch ein bisschen. Obwohl ich inzwischen glaube, es könnten auch die Hormone sein, nach der Schwangerschaft bringe ich das Thema noch mal auf den Tisch).

CooKing hat vor Kurzem vorgeschlagen, wir sollten uns einen kleinen Vorrat an Hühnersuppe zulegen. Zuerst waren wir überrascht, bis wir auf Nachfrage von CooKing erfuhren, dass eine Grippewelle im Anmarsch ist und Hühnersuppe daher ein guter Einfall sein könnte. Wir haben uns dann zwar für das Grippe-Präventiv-Mittel „Stopfluenza“ entschieden, die Suppe aber trotzdem gegessen. Sicher ist sicher.

So, mein Freund aus der Vergangenheit, ich schließe für heute. Meine Frau ist der festen Überzeugung, dass ich mit ihr zur Schwangerschaftsgymnastik gehen soll, und wenn sie das sagt, dann ist das Gesetz, Du verstehst schon. Vielleicht kann ich dann sogar heute Abend das Thema Roboter noch mal anbringen. Immerhin leitet die Gymnastik auch einer, und der macht das richtig gut, geht auf jede einzelne Frau individuell ein. Ich denke, ich mache das von der Laune meiner Frau abhängig, die ein bisschen wechselhaft ist, seit sie schwanger ist.

Fühle Dich gegrüßt, pass auf Dich auf und übertreib nicht mit dem Fastfood.

Dein Philip Spricker




Mittwoch, 3. Januar 2018

Change Management nach und während Lean Einführung





Entscheidung im Top Management, aktive Umsetzung bei jedem Einzelnen
„Never change a running system! “  so eine alte Binsenweisheit, auf der sich viele Unternehmen  auszuruhen scheinen: Zukunftsorientierung hört sich anders an: In Ihrer Unternehmenskultur bekennen sich große Konzerne zur Weiterentwicklung in Richtung Fortschritt und Qualität. „Stillstand ist Rückschritt“ ist nur eines der bekanntesten Beispiele. Warum stellen Unternehmen ihre kompletten Abläufe auf den Kopf, um sie unter dem Lean Gedanken neu zu organisieren? Ist Lean ein „neumoderner Trend des einundzwanzigsten Jahrhunderts“? Oder handelt es sich nicht viel mehr um ein „notwendiges Übel“, um auf den übersättigten Märkten unserer Wohlstandsgesellschaft langfristig bestehen zu können?

Einführung von Lean: Heute am Besprechungstisch – morgen in den Prozessen?
„Werte ohne Verschwendung schaffen“, die Unternehmensphilosophie des Lean Management soll eingeführt werden. Die Zielsetzung, alle Prozesse optimal aufeinander abzustimmen und Überflüssiges, im ursprünglichen Sinne vor allem Verschwendung zu vermeiden, klingt zu schön, um wahr zu sein. In der Realität scheitern tatsächlich viele Unternehmen an der Einführung und der dauerhaften Umsetzung des Lean Managements. Denn was in der Theorie so einfach klingt, birgt in der Praxis seine Tücken im Detail. Und doch bedeutet die erfolgreiche und dauerhafte Einführung des Lean Managements nicht nur die Aktivierung der verborgenen Potenziale eines Unternehmens, sondern dient auch dem langfristigen Unternehmenserfolg und der Gewinnmaximierung.

Kommando von oben oder Entscheidung im Unternehmen
Mitentscheidend für den Erfolg des Lean Managements kann durchaus sein, ob die Entscheidung zur Veränderung aus den eigenen Rängen im Top und Middle Management getroffen oder als Machtspruch von „Oben“ als einsame Entscheidung des Geschäftsführers, Inhabers oder Mutterkonzerns aufoktroyiert wurde. Warum? Lean setzt voraus, dass die Grundgedanken nicht nur in die Prozesse, sondern auch in die Köpfe aller Beteiligten „implementiert“ werden. Umso mehr „Gläubige“ bereits in möglichst vielen Organisationsebenen vorhanden sind, umso leichter wird auch die gesamte Belegschaft „missioniert“.

Voraussetzung wird in jedem Fall sein, dass das Management überzeugt hinter der Entscheidung und den „Geboten“ des Leans steht. Mit Information und Schulungen der Führungskräfte kann hier dem eigentlichen Wechsel vorgegriffen werden und Grundlagen und Methodenkenntnisse des Lean Managements vermittelt werden, um die Bereitschaft zum Wechsel in der Führungsebene auszubauen. Ein erster Schritt um eine unternehmensdurchdringende Überzeugung zu schaffen, wird sein, dazu ein klares Statement nach Außen und Innen zu setzen, indem die Grundgedanken des Lean Managements in die Unternehmensvision aufgenommen werden. Das schafft Gemeinschaftssinn und fördert die Akzeptanz der Veränderungen.

Durchdachte Implementierung: Der erste Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Lean Management
„Aller Anfang ist schwer“: Leichter wird es, wenn entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Um Lean in ein Unternehmen erfolgreich und dauerhaft einzuführen, empfiehlt sich in jedem Fall ein systematisches Vorgehen in mehreren Schritten:
Die Vorbereitung: Verbündete schaffen, Gerüchten vorgreifen….
Dem Entschluss Lean Management einzuführen folgt eine Vorbereitungsphase, in der ein Projektteam definiert wird und die Ziele der Einführung sowie die Meilensteine des Ablaufs festgelegt werden. Schon vor dem Kick-off-Meeting sollte die personelle Zusammensetzung des Teams für den Veränderungsprozess bestimmt werden.

Die Gruppenzusammenstellung ist möglichst interdisziplinär und abteilungsübergreifend vorzunehmen, um die Einführung des Lean Management von möglichst vielen Standpunkten beleuchten zu können. Unbedingt zu empfehlen: Ein kompetenter, erfahrener Experte im Bereich Lean: Ob dies nun von einem internen Lean Manager übernommen wird oder durch einen externen Berater besetzt wird, ist unternehmensabhängig.  Durch die möglicherweise höheren Erfahrungswerte, der Neutralität gegenüber einzelnen Beteiligten und der drohenden Doppelbelastung bei der Besetzung mit eigenen Führungskräften ist es oftmals sinnvoll, einen externen Coach für das Change Management in Anspruch zu nehmen.

Schon in dieser frühen Phase der Einführung sollte auch an die Kommunikation nach Innen und Außen gedacht werden, um Gerüchten vorzubeugen: Vor allem „Lean Management“ wird oftmals - in falsche Worte gefasst - als blinde Rationalisierung verstanden und löst damit schnell abteilungsübergreifende Lauffeuer an Panikmeldung über bevorstehende Massenentlassungen aus. Auch in der Außenwirkung muss der „stillen Post“, die den Lean Gedanken schnell zu Einsparungen aus Insolvenzgründen werden lässt, vorgegriffen werden.
Die Diagnose: Auf der Suche nach Verschwendung…

Lean Management ist kein Patentrezept. Also ist eine genaue Diagnose gefragt: Mit Methoden betriebswissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Bereich werden gründlich alle bestehenden Prozesse, Abläufe und Verfahren untersucht und Ineffizienzen in Form von Schwachstellen und Optimierungspotenziale identifiziert. Hier ist entsprechende Methodenkompetenz im Team gefragt. Zahlreiche Werkzeuge aus dem Bereich des Risiko- und Qualitätsmanagement finden hier Anwendung z.B. FMEA, Ursachen-Wirkungs-Diagramm, Prozessanalyse, Ablaufprogramme und viele mehr. In Bezug auf eine angestrebte Qualitätssteigerung empfiehlt es sich auf jeden Fall nicht nur Fehler und Verschwendung zu beleuchten, sondern Qualitätssteigerungspotenziale in die Diagnose miteinzubeziehen.

Gestaltung: aus dem großen Ganzen ins Detail
Im nächsten Schritt wird der „Behandlungsplan“ festgelegt, der konkrete Verbesserungspotenziale und Lösungsansätze aufzeigt.  Auch hier sind die Maßnahmen auf den entsprechenden Betrieb abzustimmen. Das Allheilmittel gibt es nicht. Unternehmen profitieren in dieser Phase oft enorm von externen Change Managern, die immun gegen „Betriebsblindheit“ und den beliebten Spruch „Das haben wir schon immer so gemacht!“ agieren und mit dem entsprechenden Weitblick an die Lösungen herantreten.

Planung: der Fahrplan zum Ziel
Die konkreten Maßnahmen für einzelne Arbeitsschritte und Abteilungen werden geplant und Verantwortliche  ausgewählt, informiert und entsprechend geschult. Auf der Information und der Erteilung entsprechender Verantwortung, Kompetenz und Fachwissen ist hierbei besonderes Augenmerk zu legen.

Umsetzung: Gemeinsam werden wir schlank
Alle Maßnahmen aus den vorhergehenden Schritten werden umgesetzt und im Dialog von oben nach unten und unten nach oben kontrolliert, auf Fehler und weitere Verbesserungen beobachtet und bei Bedarf angepasst.

Stabilisierungsphase: Lean ist ein Prozess – kein Zustand
Die Neuerungen laufen in diesem Stadium bereits im produktiven Prozess und doch ist das Lean Management nicht als „Status Quo“ zu verstehen. Aber im erfolgreich verlaufenden Change Management wurde auch der ständige Verbesserungsprozess als feste Größe des Betriebs implementiert und bei den Mitarbeitern alle Ebenen verankert, so dass es zum Alltag wird, neue und bessere Optionen zu suchen und umzusetzen. Der Lean Manager zeigt Methoden und Wege auf, wie Abläufe, Prozesse und Zustände immer weiter in Frage gestellt werden und weitere Optimierungspotenziale identifiziert werden können, um die kontinuierliche Verbesserung fortlaufend zu sichern. Um Nachhaltigkeit und dauerhaften Erfolg zu garantieren, kann es sinnvoll sein, in regelmäßigen Abständen die Abläufe von einem externen Lean Manager hinterfragen zu lassen und eigene Mitarbeiter und Führungskräfte im Bereich Lean Management gezielt zu schulen.

Der Schlüssel zum Erfolg ist neben dem systematischen Vorgehen bei der Einführung und der Umsetzung des Veränderungsprozesses aber die Bereitschaft aller Beteiligten zu schaffen und die Motivation zur ständigen Verbesserung zu erhalten – Lean Management kann nur organisationsübergreifend eingeführt werden. Jeder Mitarbeiter trägt einen Teil zum Erfolg bei und wird Teil von Lean!

Dienstag, 2. Januar 2018

Work in weiter Ferne

Für uns steht WBL natürlich für Work Life Balance, ebenso aber auch für Work Live Balearen. Denn unsere beliebten Workshops, Seminare und Schulungen auf Mallorca sind nicht nur Bestandteil unserer Mallorca Quality School, sondern auch Teil unserer Einstellung - keiner GETEILTEN Einstellung, wohlgemerkt, sondern einer stringenten und konsequenten Ausrichtung auf unsere Kunden. Und diese wissen um die Wirkung des Wandels und Wechselns. Von angestammten Plätzen und Positionen, eingefahrenen Denkmustern und vom Zauber neuer Inspirationen an anderen Orten. Wie Mallorca in unserem Fall. Für andere liegt Mallorca aber vielleicht auf den Malediven, in Moskau oder Münster. Anders gesagt: Am Ende spielt der Ort, den man als (temporärer) digitaler Nomade oder als zeitweiliger Aussteiger wählt, keine Rolle, solange man dort genau die Voraussetzungen und Infrastruktur findet, die man benötigt, um erfolgreich und mitunter entspannter arbeiten zu können.

Diese perfekten Rahmenbedingungen haben wir von Mallorca Kontor eben auf der größten Insel der Balearen gefunden. Hier nämlich profitieren die Teilnehmer unserer Trainings, Workshops und Schulungen sowohl von mediterranem Ambiente und einem milden Klima wie auch von einer modernen Infrastruktur, also bestens eingerichtete Tagungsstätten, familiäre Partnerhotels und wertvolle Insider-Tipps, was die bisher unbekannten Seiten der "großen Insel" angeht. Und nicht zu vergessen: Sie verlassen mit Kopf und Körper ihr gewohntes Umfeld und damit auch festgefahrene Strukturen. Das belebt, befreit und macht aufnahmefähig, vor allem dann, wenn neben mitreißenden Präsentationen auch genügend Raum für Selbstreflexionen gegeben wird.

Go for Co-Working
Wie gesagt, das verstehen wir unter Mallorca, als eine Insel, deren Inspiration wir aufnehmen und 1:1 an die Teilnehmer unserer Veranstaltungen weitergeben. Andere "Arbeitsauswanderer auf Zeit" wiederum suchen sich ihre individuellen Unterkünfte im Ausland. Nicht selten landen dann klassische Freelancer in Co-Working-Spaces irgendwo auf der Welt und profitieren dabei von ihrer selbstgewählten und selbstgestalteten Freiheit. Sie suchen sich kleine Schreibtische in Großraumbüros oder richten sich ihre Offices in Cafés oder WGs ein. Die Kunst beim Remote-Arbeiten liegt sicher in der Akklimatisierung - in jeglicher Hinsicht. Neben dem im "neuen Büro" herrschenden Klima und Ton geht es auch darum, seinen Arbeitsrhythmus an bestehende Umstände anzupassen - über Zeitzonen und kulturelle Grenzen hinweg.
Lockt einen das Rauschen des Meeres mehr als das Rauschen des digitalen Blätterwaldes? Nun, mitunter darf und muss dies auch sein. Das Geheimnis dabei ist die flexible Einteilung des eigenen Arbeitstages mit dem Ziel, am Ende jedes Tages dieselbe Produktivität und Performance vorweisen zu können. Sich selbst und natürlich den jeweiligen Auftraggebern. Ein ausgeklügeltes persönliches Zeitmanagement ist dabei ebenso wichtig wie die Wechselwirkung der einzelnen Lebensbereiche, also Berufs- und Privatleben. Halten die sich innerlich die Waage, ist man an jedem äußerlichen Ort gut aufgehoben.

Leider ist die Präsenzkultur am Arbeitsplatz in Deutschland immer noch eine starke Doktrin, zu Unrecht. Natürlich gibt es Aufgaben, die nur vor Ort erledigt werden müssen. Andererseits gibt es Arbeiten, die man gut und gerne remote erledigen kann. Im Weg steht dabei nicht selten das fehlende Vertrauen der Vorgesetzten. Malt man sich dann jemanden aus, der sagt: "Ich arbeite nächste Woche remote!" und "erwischt" ihn oder sie dann irgendwo im Ausland, werden viele Führungskräfte toben. Dabei - und das ist eines der großen Missverständnisse - heißt remote nicht zwangsläufig zu Hause.

Mit Mallorca Kontor neue Wege wagen
Auch wir von Mallorca Kontor pendeln regelmäßig von Deutschland nach Mallorca und wieder zurück. Das ist schön, anstrengend und inspirierend. Denn während unserer Aufenthalte und Reisen nehmen wir das Beste beider Kulturen und Ambiente mit - für unsere Kunden. Diese nämlich profitieren sowohl hier in Deutschland wie auch auf Mallorca von unseren Erfahrungen und Eindrücken. So können wir nämlich aus erster Hand (und selbstverständlich mit fundierter Theorie) weitreichende Einblicke in  Themen wie eben Work Life Balance, Zeitmanagement, Interkulturalität oder auch Leadership- und Managementkompetenz geben, egal, wo wir uns gerade befinden.

Selbst als staubtrocken verschriene Themen wie FMEA (Reklamations-Management) setzen wir auf Mallorca mit Methode und Mehrwert um - gerne auch am Meer. Und für den Weitblick dank Weit-Ritt bieten wir Ihnen beispielsweise Horse Assisted Coachings auf Teneriffa an.

Es ist also weniger eine Frage des tatsächlichen Ortes (auch wenn dieser natürlich im Vorfeld gut ausgewählt werden sollte hinsichtlich der eigenen Anforderungen), sondern eine Frage der inneren Einstellung. Und wenn diese von Flexibilität bei gleichzeitiger Zielstrebigkeit geprägt ist, eignet sich auch der Tisch im Café oder der Co-Working-Space in einer WG als Arbeitsplatz.



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