Stefan Effenberg hat als Fußballer so ziemlich alles
erreicht, was überhaupt zu schaffen ist. Er war Nationalspieler, er war beim FC
Bayern, er hat große Titel geholt. Der Mann versteht auf jeden Fall eine Menge
vom Fußball. Sein Spitzname ist "Tiger", er hat Biss und
Siegeswillen. Man sollte meinen, dass er auch als Fußballtrainer eine Menge
wird reißen können. Im Oktober 2015 trat er seine erste Trainerstelle beim
Zweitligisten SC Paderborn an. Der Wiederaufstieg Paderborns schien mit Effes
Verpflichtung gesichert.
Doch dann kam alles anders: In den wenigen Monaten, die
Effenberg als Paderborner Trainer verbrachte, schaffte der Tiger sportlich gar
nichts. Seit Ende Oktober gab es in zwölf Spielen keinen einzigen Sieg.
Paderborn steht heute vor dem Abstieg in die Dritte Liga. Effenberg "glänzte"
nur mit Skandalen. Er wurde mit 1, 4 Promille im Blut nach einem
Oktoberfest-Besuch in seinem Jaguar F-Type angehalten und verlor seinen
Führerschein. Einer seiner Paderborner Spieler entblößte bei einem feuchtfröhlichen
Abend im türkischen Trainingslager Belek sein Geschlechtsteil und wurde
daraufhin gefeuert. Als Paderborn sportlich völlig am Boden lag, postete Effenbergs
Frau Claudia aus München ein zweifelhaftes Tiger-Glückwunsch-Foto, aber den
Fans war nicht nach geschminkten Witzen zumute. Der krönende Abschluss war,
dass dem Tiger tatsächlich die Trainer-Lizenz entzogen wurde, weil er vergessen
hatte, eine 20-stündige Routine-Nachschulung zu absolvieren. Präsident Fink
entließ Stefan Effenberg Anfang März 2016. Ob sich ein anderer Verein für Effe finden
wird, ist jetzt noch nicht abzusehen. Übrigens ist Stefan Effenberg auch bei
der Polizei kein Unbekannter. Er wurde schon öfter wegen Beleidigung angezeigt.
In seiner aktiven Zeit wurde er von Bundestrainer Berti Vogts während der
Weltmeisterschaft 1994 aus dem Nationalteam geworfen, weil er deutschen Fans
mitten im Stadion den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt hat.
Party-Aussetzer, Alkoholprobleme, Polizeibekanntheit und provozierte
Disziplinarmaßnahmen passen schlecht zu einer Führungskraft. Chefs müssen
Vorbilder sein. Menschen, die Allüren und Skandale am Laufband produzieren, sind in keiner Weise dazu geeignet, ein
Unternehmen langfristig zum Erfolg zu führen. Da können die Qualifikationen
noch so gut und zahlreich sein. Eine Führungskraft muss sich und ihr
Privatleben größtenteils im Griff haben. Kleinere Aussetzer in großen
Zeitabständen können verziehen werden, vielleicht schaffen sie sogar ein
bisschen Sympathie, aber mehrere handfeste Skandale nacheinander bedeuten für
jede Führungskraft den sicheren Karrieretod. Normalerweise. Man fragt sich
schon, was die Chefetage des SC Paderborn dazu bewegt hat, einen so
"wilden Hund" auf den Trainerstuhl zu lassen. Denn auch ein
Fußballverein ist ein Unternehmen mit klaren Unternehmenszielen, mit viel öffentlicher
Aufmerksamkeit und anspruchsvollen Kunden. Dass Effenberg in Paderborn
scheitern wird, war absolut vorhersehbar. Aber Fans, Vereinsführung und Presse hatten
sich von Effes Top-Qualifikationen blenden lassen. Hinterher ist man immer
schlauer, sagen Sie? Nein, man kann auch vorher schon schlauer sein, wenn man
das moderne Qualitätsmanagement wirklich ernst nimmt und die Literatur dazu
eingehend studiert.
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