Dienstag, 26. Januar 2016

Qualitätsmanagement der Zukunft – Wer war’s? Verantwortung nicht mehr delegierbar!





So geht das ja gar nicht. Ein Wandel muss her! Was die ganze Zeit für gut und sinnvoll erachtet wurde, bekommt jetzt einen deftigen Knacks. Warum? Dann schauen Sie doch einmal etwas genauer hin! Es braucht keine Kristallkugel, um zu erkennen, dass im Staate „Qualitätsmanagement“ etwas nicht stimmt. Was genau, ja das werden wir dann wohl erst in den kommenden Jahren zu spüren bekommen. Aber klar ist, der Boden wackelt, die Stehschläfer wachen auf und die Chefetage wird auf ihrem Feuersessel aufs Podium katapultiert. Nix da mit „wir wählen da mal locker aus dem Handgelenk heraus einen Verantwortlichen der obersten Leitung“ und dann läuft schon alles wie am lieblos zusammen gefriemelten Fädchen.
Nun kommt endlich Butter bei die Fisch’ und die Selbstverplichtung der obersten Leitung zum Tragen. Da kratzt sich so manches Mitglied der obersten Leitung einer gestandenen Organisation am Kopf und holt schnell sein Aufgabenbuch hervor. Was stand noch einmal im Handbuch der (Ver-)führungskräfte? Welches Handbuch überhaupt? War das jemals Pflichtlektüre? Gut drauf sitzen konnte man jedenfalls. Man wirkte dann irgendwie auch viel größer.

Wissen heißt wissen, wo es steht – oder nicht?

Also, schnell mal nachblättern. Ah da steht es ja: „Die oberste Leitung muss ein Leitungsmitglied benennen…“, knapp daneben – ist ja schon veraltet. Heißt es vielleicht: „Die oberste Leitung muss ein Mitglied der Leitung der Organisation nennen…?“ Da soll mal einer draus schlau werden! Nun gut, ich mache mal so, als ob ich es verstanden hätte. Immerhin wird in diesem wertvollen Handbuch ja über mich berichtet. Ich klopfe mal schnell beim Chef an und zeige ihm, wie fortschrittlich ich bin und dass ich das neue Konzept geschluckt habe. Bestand doch aus lockerem Esspapier. Oder etwa nicht?

Also, das verstehe ich jetzt nicht. Ich als der noch Beauftragte in Qualitätsfragen wollte ihm doch nur zu seinem neuen Posten gratulieren und ihm danken, dass er jetzt meine imaginäre Verantwortung so selbstlos mittragen wird. Er biss vor mir in den Schreibtisch, wedelte mit einem Blatt vor meiner verstopften Nase rum und wimmerte ISO, ISO 9001…2015….
Musste ich mir etwa Sorgen machen? Ich schlich aus dem Zimmer wie ein reuiger Hund, dem man gerade eine Siam-Katze als Gassigängerin unter die Schnüffelnase geklemmt hat. Das glauben Sie nicht? Ist aber so!
Was das mit dem Qualitätsmanagement der Zukunft zu tun hat? Nichts! Vergessen Sie es einfach. Ich bin nur etwas durch den Wind. Vielleicht lasse ich mir die neue QM-System-Richtung doch lieber von dem neuen Kollegen erklären. Einen Moment bitte. Gleich wird es hell…

QM – die Zukunft bringt mehr…

Der neue Kollege war natürlich bestens informiert und erklärte mir in wenigen Sätzen,
dass ich mitnichten zukünftig Federchen in die Luft blasen darf. Auch komplizierte Matheaufgaben brauchte ich nicht zu lösen, um zu erkennen, dass meine Arbeitszeit die gleiche bleibt. Ich werde zwar von meinem ehrenvollen Posten abgezogen, werde aber gleichzeitig zielführend integriert. Die Verantwortung für das QM-System wird künftig nur etwas anders verteilt. Sie hängt somit nicht mehr komplett an mir als Einzelperson, sondern es gestaltet sich eher so, dass die oberste Leitung die Kontrolle übernehmen und die Aufgaben an ihnen vertraute, kompetente Personen verteilen wird.  Für die Führungskräfte gilt ab jetzt: „Aufgepasst und mitgebaut!“. Denn ohne gute Einarbeitung wird Ihnen die neue Aufgabe bald auf der Nase herumtanzen und sie zum Clown degradieren. Oder pikant ausgedrückt: Die oberste Leitung wird angehalten, den präzisen Umfang der neuen Verantwortung zu bestimmen. Zudem wird ein gewisses Maß an objektivem Einschätzungsvermögen bezüglich der realistischen Umsetzungsmöglichkeiten erwartet. Und dies ist nicht nur erwünscht oder unabdingbar. Nein, dies wird auch von höchster Stelle sachkundig überprüft! Auch die Kontrolle über die generelle Wirksamkeit des Gesamtsystems mittels geeigneter, möglicherweise auch avantgardistischer Methoden fällt fortan in den schusssicheren Schoß der obersten Führung. Nur so kann der Fehlerteufel frühzeitig gestoppt und ausgemerzt werden. Das riecht nach mächtig viel Arbeit und Deo. Finden Sie nicht?

Große Plätzchen backen mit viel Hirnschmalz und Akribie

Eine ernste, aber dennoch ehrliche Sache. Das neue, umstrukturierte Qualitätsmanagement hat es in sich und wirft so manche brennende Frage auf.
Irgendwie tut mir die Geschäftsleitung schon etwas leid. Muss sie doch jetzt die Fäden ziehen, an denen gewissermaßen so ziemlich alle Unternehmens-Früchte und deren Zweige prangen. Das ähnelt irgendwie einem Hochseilakt. Höhenangst sollten die Obersten möglichst nicht haben, denn das Qualitätsmanagement der Zukunft wird nun einmal von oben nach unten genossen, so sieht es die ISO 9001:2015 jedenfalls vor.

Erwartungen über Erwartungen. Ein hartes Stück Brot. Ich wünsche denen da ganz weit oben ein gutes Nussknacker - Gebiss und schwindelfrei Zeiten – und das in jeder Hinsicht ;-)

ISO 9001:2015, wir haben verstanden. Die Geschäftsführung auch?

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