So geht das ja gar nicht. Ein Wandel muss her! Was die ganze
Zeit für gut und sinnvoll erachtet wurde, bekommt jetzt einen deftigen Knacks.
Warum? Dann schauen Sie doch einmal etwas genauer hin! Es braucht keine
Kristallkugel, um zu erkennen, dass im Staate „Qualitätsmanagement“ etwas nicht
stimmt. Was genau, ja das werden wir dann wohl erst in den kommenden Jahren zu
spüren bekommen. Aber klar ist, der Boden wackelt, die Stehschläfer wachen auf
und die Chefetage wird auf ihrem Feuersessel aufs Podium katapultiert. Nix da
mit „wir wählen da mal locker aus dem Handgelenk heraus einen Verantwortlichen
der obersten Leitung“ und dann läuft schon alles wie am lieblos zusammen gefriemelten
Fädchen.
Nun kommt endlich Butter bei die Fisch’ und die
Selbstverplichtung der obersten Leitung zum Tragen. Da kratzt sich so manches
Mitglied der obersten Leitung einer gestandenen Organisation am Kopf und holt
schnell sein Aufgabenbuch hervor. Was stand noch einmal im Handbuch der
(Ver-)führungskräfte? Welches Handbuch überhaupt? War das jemals
Pflichtlektüre? Gut drauf sitzen konnte man jedenfalls. Man wirkte dann
irgendwie auch viel größer.
Wissen heißt wissen,
wo es steht – oder nicht?
Also, schnell mal nachblättern. Ah da steht es ja: „Die
oberste Leitung muss ein Leitungsmitglied benennen…“, knapp daneben – ist ja schon
veraltet. Heißt es vielleicht: „Die oberste Leitung muss ein Mitglied der
Leitung der Organisation nennen…?“ Da soll mal einer draus schlau werden! Nun
gut, ich mache mal so, als ob ich es verstanden hätte. Immerhin wird in diesem
wertvollen Handbuch ja über mich berichtet. Ich klopfe mal schnell beim Chef an
und zeige ihm, wie fortschrittlich ich bin und dass ich das neue Konzept
geschluckt habe. Bestand doch aus lockerem Esspapier. Oder etwa nicht?
Also, das verstehe ich jetzt nicht. Ich als der noch
Beauftragte in Qualitätsfragen wollte ihm doch nur zu seinem neuen Posten
gratulieren und ihm danken, dass er jetzt meine imaginäre Verantwortung so
selbstlos mittragen wird. Er biss vor mir in den Schreibtisch, wedelte mit
einem Blatt vor meiner verstopften Nase rum und wimmerte ISO, ISO 9001…2015….
Musste ich mir etwa Sorgen machen? Ich schlich aus dem
Zimmer wie ein reuiger Hund, dem man gerade eine Siam-Katze als Gassigängerin
unter die Schnüffelnase geklemmt hat. Das glauben Sie nicht? Ist aber so!
Was das mit dem Qualitätsmanagement der Zukunft zu tun hat?
Nichts! Vergessen Sie es einfach. Ich bin nur etwas durch den Wind. Vielleicht
lasse ich mir die neue QM-System-Richtung doch lieber von dem neuen Kollegen
erklären. Einen Moment bitte. Gleich wird es hell…
QM – die Zukunft
bringt mehr…
Der neue Kollege war natürlich bestens informiert und
erklärte mir in wenigen Sätzen,
dass ich mitnichten zukünftig Federchen in die Luft blasen
darf. Auch komplizierte Matheaufgaben brauchte ich nicht zu lösen, um zu
erkennen, dass meine Arbeitszeit die gleiche bleibt. Ich werde zwar von meinem
ehrenvollen Posten abgezogen, werde aber gleichzeitig zielführend integriert.
Die Verantwortung für das QM-System wird künftig nur etwas anders verteilt. Sie
hängt somit nicht mehr komplett an mir als Einzelperson, sondern es gestaltet
sich eher so, dass die oberste Leitung die Kontrolle übernehmen und die
Aufgaben an ihnen vertraute, kompetente Personen verteilen wird. Für die
Führungskräfte gilt ab jetzt: „Aufgepasst und mitgebaut!“. Denn ohne gute
Einarbeitung wird Ihnen die neue Aufgabe bald auf der Nase herumtanzen und sie
zum Clown degradieren. Oder pikant
ausgedrückt: Die oberste Leitung wird angehalten, den präzisen Umfang der
neuen Verantwortung zu bestimmen. Zudem wird ein gewisses Maß an objektivem
Einschätzungsvermögen bezüglich der realistischen Umsetzungsmöglichkeiten
erwartet. Und dies ist nicht nur erwünscht oder unabdingbar. Nein, dies wird
auch von höchster Stelle sachkundig überprüft! Auch die Kontrolle über die
generelle Wirksamkeit des Gesamtsystems mittels geeigneter, möglicherweise auch
avantgardistischer Methoden fällt fortan in den schusssicheren Schoß der
obersten Führung. Nur so kann der Fehlerteufel frühzeitig gestoppt und
ausgemerzt werden. Das riecht nach mächtig viel Arbeit und Deo. Finden Sie
nicht?
Große Plätzchen
backen mit viel Hirnschmalz und Akribie
Eine ernste, aber dennoch ehrliche Sache. Das neue,
umstrukturierte Qualitätsmanagement hat es in sich und wirft so manche
brennende Frage auf.
Irgendwie tut mir die Geschäftsleitung schon etwas leid.
Muss sie doch jetzt die Fäden ziehen, an denen gewissermaßen so ziemlich alle Unternehmens-Früchte
und deren Zweige prangen. Das ähnelt irgendwie einem Hochseilakt. Höhenangst
sollten die Obersten möglichst nicht haben, denn das Qualitätsmanagement der
Zukunft wird nun einmal von oben nach unten genossen, so sieht es die ISO
9001:2015 jedenfalls vor.
Erwartungen über Erwartungen. Ein hartes Stück Brot. Ich
wünsche denen da ganz weit oben ein gutes Nussknacker - Gebiss und
schwindelfrei Zeiten – und das in jeder Hinsicht ;-)
ISO 9001:2015, wir
haben verstanden. Die Geschäftsführung auch?
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