Recruiter haben es heutzutage nicht leicht. Die meisten Bewerbungen werden
online verschickt und die Mühe die sich Bewerber mit ihren Unterlagen machen
hält sich stark in Grenzen. Die Bewerbung zu verschicken kostet wegen dem
Mailverkehr nichts mehr – früher wäre so manche Bewerbung nicht abgeschickt
worden, da sie das Porto nicht wert gewesen wäre.
Da wird gern einmal der Chef mit Vornamen angesprochen. Damit sich dieser
nicht über diese offenkundige Respektlosigkeit nicht aufregt, wird noch ein
herzliches „Hallo“ vorne angefügt. Dass nicht immer der Chef des Unternehmens
persönlich für die Bewerbungen zuständig ist, wird gern übersehen. Da wird gern
einmal Frau XY mit „Hallo lieber *männlicher Vorname*“ angesprochen. Die gewissenhafte
Recruiterin sieht darüber gern hinweg und liest sich auch den Rest der
Bewerbung durch. Diese Gewissenhaftigkeit wird aber schon in dem ersten Satz
des Anschreibens erschüttert, da der Bewerber dieses mit „nun, das ist meine
erste Bewerbung, ich hoffe sie ist kein Griff ins Klo!“ beginnt. Dahinter steht
glücklicherweise ein Zwinkersmiley! Seit wann Smileys in Bewerbungen verwendet
werden? Das kann ich Ihnen leider nicht beantworten.
Diese Negativbeispiele sind natürlich kein Hinweis dafür, dass das
Anschreiben auf das Nötigste (bzw. Unnötigste) gekürzt wird! In einigen
Bewerbungen ist es auch der Fall, dass geschrieben wird „Einen Überblick über
meine Person findest du unter: http://www.VornameName.de
Wenn du mich kennenlernen möchtest, melde dich! Vorname“. Ich bin mir unsicher,
was in diesem „Anschreiben“ das schlimmste NoGo ist. Das Duzen? Fehlende
Ansprache? Mühelosigkeit die in Dreistigkeit mündet? Auch das soll keine
Anstiftung dazu sein, das Anschreiben einfach nur auf einen Link zu der eigenen
zu reduzieren!
In der Hoffnung, dass der Bewerber vielleicht merkt, dass im Anschreiben
etwas nicht ganz so lupenrein formuliert wurde, schreibt der gewissenhafte
Recruiter zurück: „Sehr geehrter Herr *Vorname*,“ und bedankt sich für die
Bewerbung, etc. und bittet den Bewerber sich die Internetauftritte des
Unternehmens noch einmal anzuschauen, um zu sehen, ob das Unternehmen zum
Bewerber passt. Diese Antwort schließt der Recruiter mit „Mit freundlichen
Grüßen *Vorname* *Nachname*“ ab und fügt die Signatur des Unternehmens ein.
Diese Hoffnung wird allerdings zerstört, wenn der Bewerber antwortet:
„Hallo *Vorname*, danke für deine Mail. Schick mir mal die Links, dann sehe ich
sie mir an. LG *Vorname*“ (natürlich stehen alle Links in der Signatur, um die
zu sehen muss man nur ein klein bisschen herunter scrollen). Sogar ein noch so
stark ausgeprägter Altruismus findet irgendwann ein Ende. Hier wäre eins dafür.
Wer sich mit solchen Anschreiben lang genug befassen musste, der ärgert
sich auch nicht mehr, wenn im Lebenslauf nur noch „Hat Hochschule XY“ steht und
leider keine Nennung von Studiengang, belegte Schwerpunkte oder geschweige denn
Abschluss erfolgt. In Zeiten von postalisch versendeten Bewerbungen, die schön
ausgedruckt in einer feinen Bewerbungsmappe, mit Hochglanzfoto und beglaubigten
Zeugniskopien versehen wurden, sind solch desolate Bewerbungen sicherlich auch
verschickt worden, nur nicht in dieser Häufigkeit.
Geehrter Bewerber, Quantität ist nicht gleich Qualität. Wenn Sie im
Anschreiben schon keinen Bezug zum Unternehmen herstellen wollt, dann bitte
bedienen Sie sich korrekter Rechtschreibung und einer vernünftigen Sprache.
Eine Bewerbung ist kein Post in verschiedenen sozialen Medien und auch nicht im
Stile einer Kurznachricht zu formulieren. Danke.
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