Ein neues Buzz-Word erobert die Welt des
Customer Relationship Management (CRM): Customer
Experience Management (CXM). Dabei ist es nicht nur das X im Akronym, das
Interesse weckt, Nein, auch die Chancen, die sich aus der neuen Definition des
Kundenbeziehungsmanagements und Kundenbindungsmanagements ergeben, locken
Goldgräber und andere Glücksucher an. Dabei geht es nicht darum, die
"Disziplin" Customer Experience Management zu diskreditieren, sie
aber dennoch mit Leben zu füllen und damit Fallgruben zu vermeiden.
Prinzipiell soll das Customer Experience
Management dazu dienen, die Customer Journey entlang unterschiedlicher
Touchpoints zu begleiten - mit adäquaten Mitteln und individuellem Service, der
begeistert, weil er quasi vorausahnt, was Kunden wünschen. Vom allerersten
Kaufimpuls hinaus bis zum eigentlichen Kauf und sogar bis hin in die Tiefen des
Aftersale, kann diese Begleitung reichen. Eine Frage der eigenen Definition
eben, was natürlich auch auf die eingesetzten Mittel und Medien zutrifft.
Voraussetzung für all dieses ist eine funktionierende Kommunikation, bei der
man als Unternehmen zuhört, auf Wünsche eingeht und über die eigenen Produkte
und Dienstleistungen spricht. Nur, wie erreicht man
potentielle Kunden mit seinen Sprachrohren, wenn man nicht genau weiß, ob
sie einem gerade überhaupt zuhören oder ihre Augen und Ohren just in diesem
Moment taub weil woanders sind?
Self-Service
ja, aber nicht auf Kosten persönlicher Betreuung
Im Rahmen der Studie „Customer
Self Services – Effizienz und Kundenbindung im Zeitalter der digitalen
Transformation“ befragte die Managementberatung Detecon jüngst über
440 Verbraucher und 88 Unternehmen aus verschiedenen Dienstleistungsbranchen zum
Thema Self-Service-Angeboten. Eine zentrale Erkenntnis vorweg: Während die
Unternehmen ihren Self-Service- als gut einschätzen, sehen über 50% der
Verbraucher das anders und geben den Angeboten im Schnitt und bestenfalls ein
Ausreichend. Verkehrte Wahrnehmung in der Wirkungswelt? Ja, oder einfach auch
ein konträres Verständnis von Kundenkommunikation.
Aber der Reihe nach: Grundsätzlich sind 78%
der Kunden offen gegenüber Self Services, auch weil ihnen
einfache/übersichtliche Services (85%), Sicherheit und Datenschutz (69%)
besonders wichtig sind. Nur 3% legen besonderen Wert auf Funktionsvielfalt und
ganze 2% schwören auf das Design der Self Services. Andererseits sind es beispielsweise 86% der Energieunternehmen,
die der
Studie zufolge ihre Self-Services als Ausgangspunkt für positive
Kundenerlebnisse sehen. Nur 26% der Kunden teilen diese Ansicht. Die zentrale
Herausforderung liegt ohne Zweifel darin, den Service insgesamt so zu
gestalten, dass Kunden nicht nur entscheiden können, wann sie ein Angebot
annehmen, sondern auch ob es sich dabei um einen Self Service oder eben um eine
persönliche Beratung handelt. Nur Unternehmen, die es schaffen, in Sachen
Service immer, überall und in jeder Form ansprechbar zu sein, besitzen einen
Wettbewerbsvorteil.
Komplexität
verlangt einfachen und persönlichen Service
Gerade angesichts von Multichannel ist und
bleibt der persönliche Service ein entscheidender Baustein. Dies gilt gerade
bei erklärungsbedürftigen Produkten und Dienstleistungen. Auch hier ist gekonnte Kommunikation
alles. Vor allem geht darum, Kunden zu verstehen - mir Ihren Anliegen und
Wünschen. Es geht aber auch um die emotionale Aufladung der Beziehung zu den
Kunden. Und wie kann das besser gehen als dadurch, dass man sich ihrer Probleme
persönlich annimmt?
Schließlich erzeugt Empathie Bindung - des
Kunden an das Unternehmen. Die Vorstellung, immer mit demselben Call-Center-Agent
sprechen zu können oder gar sein Gesicht zu kennen, muss keine Utopie bleiben.
Das gilt im selben Maße für anrufende Kunden. Wie schön wäre es doch (und
zugleich emotionaler "Sprengstoff" im positiven Sinne), wenn man bei
seinem Telekommunikationsanbieter oder Energieversorger anrufen und sofort
freundlich mit seinem Namen begrüßt würde.
Eine Variante dessen findet sich als
Aufkleber auf allen Lidl-Kassen, wo steht: Wir begrüßen JEDEN Kunden. Wir sind
freundlich! Auch Kaufland geht einen ähnlichen Weg und weist Kassiererinnen an,
Kunde, die mit Karte zahlen, auch mit Ihrem Namen anzusprechen. Sie sehen,
persönlicher Service hat viele Gesichter. Die Frage ist: Welche Konturen sollen
welche Gesichtspartien nehmen und wie verhindert man, dass sich aus dem
persönlichen Service-Gesicht eine Roboter-Fratze entwickelt?
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